
Wie und in welchem Umfang bestimmen Makro- und geopolitische Analysen ihre Anlagestrategie? Hat sich Ihre Wahrnehmung durch den Ukraine-Krieg geändert? Haben politische Börsen nach wie vor kurze Beine – oder stehen wir auch bei der Geldanlage vor einer „Zeitenwende“, wie Bundeskanzler Olaf Scholz es formuliert hat?
Während der Pandemie wurde das „Brennglas“ strapaziert. Die Krise würde bestehende Probleme offenlegen. Diesen Denkansatz auf die „Zeitenwende“ zu übertragen, ist aber zu kurz gegriffen. Die Ukraine veranschaulicht das, da das Land schon seit 2014 in einem Krieg mit Russland steht. Die Zeitenwende geschah schon früher, verläuft aber vielfach hybrider und klandestiner. Erlebten wir in den 2010er-Jahren das „Goldilocks“-Umfeld in einer globalisierten Welt mit niedrigem Wachstum, niedriger Inflation und niedrigen Zinsen, wird sich das die nächsten Jahre verschieben. Schon unter Obama ging der Blick der USA in Richtung China. Wofür will Europa stehen? Ende des Jahrhunderts wird es den Prognosen nach 5% der Weltbevölkerung stellen. Auf Europa wird keiner warten. Wir werden ein anderes Jahrzehnt erleben. Eine höhere Grundinflation, weil die unvermeidliche Transformation der Industrie Richtung Nachhaltigkeit kosten wird. Ebenso wird die Demografie und der Fachkräftemangel die Arbeitskraft verteuern. Zugleich wird die Globalisierung ein Stück weit rückabgewickelt. Resilienz, ein Begriff aus der Pandemiezeit, ist für uns ein wichtiger Parameter bei der Aktienauswahl. Welche Unternehmen verfolgen Geschäftsmodelle, die auch mit Zinsen funktionieren und keine reinen Hoffnungswerte sind? Welche haben den „Burggraben“ und eine solche Produktqualität, so dass sie auch höhere Preise weiterreichen können? Stabile Cashflows sind Grundlage steigender Kurse und nachhaltiger Dividenden.